Montag, 19. August 2013

"Next stop 'Jacumba!' "

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Boulevard, CA - Jacumba, CA



Um 04:45 Uhr klingelt der Wecker. Zum Frühstück gibt’s zwei Becher lauwarmen Kaffee aus Styroporbechern und einen Müsliriegel. Um 05:45 Uhr radeln wir los. 53 Minuten später ist die Tour für heute schon wieder zu Ende. Ungeplant, unerwartet, aber unerzwungen!

Bei Sonnenaufgang rollen wir auf dem  „Old Highway 80“ durch die gottverlassenen Bergwelt im Grenzgebiet zu Mexiko. Die Stimmung ist unwirklich, beinahe magisch.


Langsam, gaaaaaanz laaaaangsaaam, werden die Schatten kürzer und die Sonne lugt vorsichtig über die ersten Berggipfel. Dann geht alles ganz schnell und auf einmal ist es am frühen Morgen schon wieder Tag. Kalifornien, wie es kaum jemand kennt.


Je mehr wir uns Jacumba näheren, umso häufiger begegnen bzw. überholen uns Jeeps der „Border Patrol“. Der Highway 80 berührt hier die mexikanische Grenze, aber der Grenzübergang ist seit 1995 geschlossen. Eine endlose Grenzmauer trennt die USA von Mexiko.


Schmuggel und illegale Einwanderung haben in diesem Gebiet Hochkonjunktur. Schilder am Straßenrand drohen mit bis zu 10 Jahren Gefängnis. Schon auf meiner ersten Tour im Jahre 2007 hat uns der Tourguide instruiert: „Falls ihr im Grenzgebiet mal unerwartet auf einen Trupp zerlumpter Gestalten stoßen solltet, die genauso erschrecken wie ihr, dann braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Das sind Flüchtlinge, die alles brauchen, nur keinen Ärger. Einfach nur freundlich nicken und weiterradeln.“

In Jacumba hoffen wir auf ein halbwegs vernünftiges Frühstück, das uns für die nächsten 50 Kilometer mit Energie versorgen soll. Zwei Radler, die wir gestern getroffen hatten, haben uns erzählt, dass Jacumba mittlerweile mehr oder weniger eine Geisterstadt ist. Entsprechend gedämpft sind unsere Erwartungen und der erste Eindruck scheint die Geschichte der Radler zu bestätigen.

Ein Schild auf dem Dorfplatz listet (am 18. August) die Highlights im Juli auf
Main Street
Action
Umso mehr sind wir dann aber überrascht, als wir das „Jacumba Hot Springs & Resort“ entdecken: Restaurant, Pool, und: Zimmer. Spontan entscheiden wir uns, hierzubleiben. Faulenzen, baden, abends schön essen und morgen dann den Weg hinunter in die YUHA-Wüste antreten. Ein guter Plan. Wie ich nach ein wenig Recherche im Internet erfahre, ist das Jacumba Hot Springs & Resort“ nach mehr als 2-jähriger Renovierungsarbeit erst seit dem 28. Juni 2013 wiedereröffnet. Ich wünsche den Leuten hier gute Umsätze, denn sie haben wirklich ganze Arbeit geleistet. (www.hotspringsjacumba.com)


Jacumba ist ein geschichtsträchtiger Ort. 10.000 Jahre lang lebten hier die Stämme der Tipai-Ipai alias Kumeyaay Indianer, nach denen auch dieser Teil der Interstate 8 (Kumeyaay Hwy) benannt ist. Um 1770 kamen die Spanier und den Rest kennt jeder.

Quelle: http://www.kumeyaay.info/opinion/Native_American_Opinion.jpg

Schwefelhaltige Quellen verschafften Jacumba Anfang des 20. Jahrhunderts unerwartete wirtschaftliche Blüte. In Deutschland würde es wohl „Bad Jacumba“ heißen. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges war Jacumba ein hochbegehrter Kurort. Aber der Bau der Interstate 8 Ende der 60er Jahre lenkte den Fernverkehr vom Highway 8 auf die Interstate und besiegelte damit das Schicksal Jacumbas.

Bilder aus der Blütezeit
Barbara Worth Cafe, 1907 (Quelle: www.gchudleigh.com/bwjacumba.htm)

Hotel Jacumba um 1925

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