Samstag, 10. August 2013

Pacific Coast Highway

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Carson - San Clemente


Der Schein trügt. Nun ja - Sonnenschein natürlich nicht und auch der Himmel ist natürlich blau. Aber es ist nicht heiß. Schon gar nicht SO heiß, dass man ständig trinken möchte. Der Pazifik ist eine wunderschöne, unendlich große und unvorstellbar blaue und weit geöffnete Tiefkühltruhe, von der ständig ein beinahe eisiger Hauch zu uns herüberzieht. Mark Twain hat nicht umsonst einmal  gesagt: „Der kälteste Winter, den ich je erlebt habe, war ein Sommer in San Francisco.“


Der PCH (Pacific Coast Highway) ist eigentlich eine Traumstraße. Aus eigentlich wird aber uneigentlich, sobald sich der Highway durch eines der vielen kleinen Städchen direkt am Meer windet. In diesen Riminis, Jesolos und Lignanos endet die „shoulder“ (Pannenstreifen) bzw.  „bike lane“ (Radweg)  und der Kampf Mann gegen Mann, Radler gegen Autofahrer beginnt. Zunächst halten wir uns aber noch brav am rechten Fahrbanrand. Als wir dann aber immer wieder äußerst knapp von gottserbärmlichen Mis…sakra…depp… Idioten überholt werden, entschließen wir uns kurzerhand, innerorts die rechte Fahrspur für UNS zu blockieren. Seltsamerweise hupt uns niemand an, zeigt uns den Finger oder wirft mit Cheeseburgern nach uns. Nein, brav tuckern sie hinter uns her, blinken links, fädeln in den fließenden Verkehr ein, überholen uns und scheren vor uns wieder ein. Na also, geht doch! Moses und ich. Der eine teilt das Wasser, der andere die Blechlawine.

Gleich im ersten Blogbeitrag hatte ich von kleineren technischen Pannen berichtet. Unter anderem von einer (himmelherr….sakra….ver…nochmal…und…zuge…äht…) ausgerissenen Halterung einer Satteltasche. Was Apollo 13 konnte, können wir auch: Improvisieren. Mit Klebstreifen und Hygieneartikeln blockieren wir das sich immer wieder lockernde „Himmelherr…sakra…“-Teil. Mal sehen, wie lange das Provisorium hält. Jedenfalls hat sich die Halterung seit dieser skurillen Reparatur keinen Millimeter mehr bewegt.


In Huntington Beach wohnen nur arme Leute. Noch ärmer als die vom Starnberger See.
Kurios: ein geteerter Radweg mitten durch den kilometerlangen Sandstrand
In Newport Beach lernen wir Christian kennen, von dem ich hoffentlich bald noch ein Foto nachliefern kann. Er bittet uns zu einer kurzen Erfrischung herein ins Luxusgeschäftes „A’maree’s“.  Ausgestellt und verkauft werden hier Kleidung und Accesoires für Frauen, die ihre reichen Männer nach Kräften dabei unterstützen, das Geld wieder unter die Leute zu bringen, bevor es Staub ansetzt. Frauen sind da sehr selbstlos, was mich immer wieder zu Tränen rührt. (In der ersten Video-Wochenschau wird’s ein paar Videoclips von Christian und dem „A’maree’s“ geben. Für einen ersten Eindruck möge die geneigte Leserin einen Blick auf www.amarees.com werfen.
Christian lädt uns spontan auf ein Getränk ein, das er kurz darauf noch um erlesenes Obst und eine grandiose Aussicht über die Bucht ergänzt. Er deutet auf einen einsamen Stuhl auf einem etwa 40 Meter langen Balkon (keine Übertreibung!) und sagt „That’s my office. Sit down and enjoy the view.“ Als ich ein wenig später Videoaufnahmen in den Ausstellungs- und Verkaufsräumen mache, komme ich mir vor wie ein Fuhrknecht beim elegischen Ausdruckstanz. Um mich herum die Elfen, und mittendrin - ich.

Heute, 10. August, sind wir in San Clemente angekommen. San Clemente ist ein Surferparadies. Aha. Wenn das ein Paradies für Surfer ist, dann will ich bitteschön in die Hölle. Aber was rede ich; es ist Sommer, ich bin in Kalifornien und die Sonne scheint. Noch zweimal radeln, und schon sind wir in San Diego, wo nach zwei Pausentagen die Reise erst so richtig losgeht.

Till Senn




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