Dienstag, 29. Oktober 2013

Telegramm aus Mexiko

Bilder zum Vergroessern anklicken


Notebook kurz vor Abflug Austin gestohlen oder (selber schuld) kurz unbeaufsichtigt gelassen und von Offiziellen konfisziert. Nach Rúeckkehr in die USA wird sich das Raetsel loesen. Sind nun auf Internet-Cafes angewiesen, die es in Mexiko nicht an jeder Ecke gibt. Mit uns kam (was sonst) die Regenzeit hierher. Kiemenentwicklung schreitet voran und wir absolvieren jetzt Schwimm- und Tauch- statt Radtraining.  Erster Tankwart hat uns mit altem Trick reingelegt und sich 20 Euro erschwindelt. Werde dem naechsten den 500er-Schein in die Handflaeche tuckern. Bin gespannt, wie er den dann wieder gegen einen 100er austauscht und meint, ich haette ihm 400 zuwenig gegeben. Ihr seht, der Mexiko-Trip hat vielversprechend begonnen. Auch das erste Hotel hat diesen Trend bestaetigt. Das gebuchte Zimmer waere eine Abstellkammer ohne Fenster gewesen. Upgrade zur Suite bescherte uns ein Zimmer mit diesem Ausblick:


Aber der Eindruck taeuscht. Nein, nicht der Eindruck vom Ausblick. Der war genau so haesslich wie es das Bild zeigt. Aber die .. aeh.. Suite war ordentlich, wenn man davon absieht, dass das Wasser etwa 2 cm hoch stand. Regen und so. Offenbar sind die Architekten oder Maurer in Mexiko von der Regenzeit genauso ueberrascht wie die Bundesbahn im Winter vom Schneefall oder im Sommer von der Hitze. Wahrscheinlich kippen die Jungs (allesamt) um, wenn man ihnen erzaehlt, dass gegen Abend mit zunnehmender Dunkelheit zu rechnen sei.

Weil es optisch so gut zum ersten Foto passt, noch schnell ein Bild von einer Fahrradwerkstatt. Das nur als hilfreicher Hinweis fuer diejenigen, die das nicht gleich auf den ersten Blick erkennen.


Die Anreise an einem Samstag machte mir deutlich, dass ich vor 35 Jahren absolut begeistert gewesen waere. Nacht RambaZamba die ganze nacht. Die Mexikaner fuerchten sich vor der Dunkelheit. Jedenfalls will hier niemand ins Bett, bevor es hell wird und weiss das akustisch durchaus zu untermalen. "Unz, Unz, Unz" droehnt es aus Lautsprechern, die sie selbst noch an Telefonmasten nageln, damit sich keiner fuerchten muss. Andererseits - Mexiko ist nicht als open air Seniorenwohnheim bekannt und schlafen koennen wir ja in 2 Wochen wieder. Bis dahin Fiesta Mexikana ("unz, unz, unz...")

Die Hauptattraktion in Mexiko sind Ruinen. Um Missverstaendnisse zu vermeiden: ich spreche nicht von der Gegenwartsarchitektur, sondern, sondern den Ruinen der Maya, die teilweise tief im Dschungel versteckt sind. Vom Parkplatz muesste man die letzten 2 Kilometer entweder gehen (Hermann) oder sich fahren lassen, wie diese Dame hier. Raeusper.


Der Ehrlichkeit halber sei angefuegt, dass ein tropischer Regenguss von wahrhaft biblischem Ausmass niederging und nur ich in T-Shirt und Sandalen 2 Kilometer stromaufwaerts watete, waehrend der Rest der Menschheit nach einem Schirm Ausschau hielt. Nur Helden und Trottel laufen im tropischen Regen schirmlos und singend durch den Urwald. Aber, Freunde, ABER! Dieser Spaziergang durch mexikanischen Dschungel bei prasselndem Regen mit Warmbadetemperaturen zaehlte zu den Highlights meiner bisherigen Reiseerlebnisse. Um nichts in der Welt haette ich da mit Angie tauschen wollen.


Das zweite Hotel am folgenden Tag sah wesentlich vielversprechender aus, lag direkt am Strand des karibischen Meeres und hatte ein kleines Aussichtstuermchen mit Aussichtsplattform nur fuer uns.


Ein bezaubernder Sonnenuntergang vor Dschungelkulisse und ein traumhaftes Abendessen direkt am Strand liessen die Hoffnung auf einen versoehnlichen zweiten Tag in die Hoehe schnellen.


Aber es kam, wie es kommen musste: "UNZ, UNZ, UNZ". Samstag hin oder her. Fiesta ist immer und ueberall. Um 21:30 begann (B.E.G.A.N.N.) die Live Band in der Bar direkt gegenueber mit ihrem umfangreichen Repertoire. Kurz danach fiel der Strom aus. Aber nur in unserem Hotel. Sonst nirgendwo und schon gar nicht gegenueber. Keine Kuehlung mehr, aber karibische Temperaturen mit Luftfeuchtigkeit von 90% und mehr trieben uns auf das schoene Aussichtstuermchen. Muecken vertrieben uns kurz danach von dort. Schlafsack holen und einmuemmeln und im Freien in einer Haengematte schlafen bzw. wenigstens doesen. Dann kam der Regen. Im Gegensatz zur Band von nebenan hatten wir aber kein Dach ueber dem Kopf. Also... wieder rein ins Sauna-Hotelzimmer, Fenster auf, UNZ, UNZ, UNZ und trotzdem noch schwitzen wie verrueckt und... UNZ, UNZ, UNZ... So um 04:20 bin ich - glaube ich - kurz eingenickt. Ab 05:10 Uhr waren ich wieder wach. Nur noch 12 Mal Nicht-Schlafen.

Kaum hatten wir am dritten Tag in Mexiko die Kueste - und mit ihr den UNZ-Tourismus - verlassen, besserte sich die Sache schlagartig. Bevor ich mich aber zu frue freue, warte ich aber noch einen Tag ab, ob sich der Trend bestaetigt. Bis dahin wiederhole ich den Satz "Schlafen ist bloed, Ruhe ist langweilig, Stille ist furchtbar" als endloses Mantra.

jHasta Pronto

Hermanos

4 Kommentare:

  1. Hermann - carpe diem y carpe noctem - schlafen kann man später immer noch lang genug, wenn man tot ist. Übrigens, am 1.November ist in Mexiko der "dia de los muertos", der Tag der Toten. Da wird fröhlich und feiernd den Toten der Familie gedacht.
    Die Mexikaner sind nun mal ein quirliges Völkchen, bei jeder Gelegenheit. Ich wünsche euch ein paar stille Tage in Mexiko - vielleicht habt ihr Glück!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Man lese zu "dia de los muertos" den unfassbar tollen Roman "Unter dem Vulkan" von Malcolm Lowry.

      Löschen
  2. Das war mir schon klar, dass es nicht einfach ein schöner Mexiko-Trip werden kann. Da wär der Hermann ja nicht der Hermann.

    Aber nebenbei bemerkt: Du wirst ein immer besserer Fotografierer!

    AntwortenLöschen
  3. Nächstes Mal geht ihr in Tita Tulums kleine Oase, da ist keine unz unz unz Disco in der Nähe!
    Und: Coba und Tulum im Regen hat den Vorteil, das da nicht so viele Menschen auf den Ruinen rumlaufen, oder?

    Gruß
    Eule

    AntwortenLöschen