Donnerstag, 21. November 2013

Cajun Country

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Nach einer Nacht in einem Motel, in dem wir keine zweite Nacht verbringen möchten (zuviele Mitbewohner mit zu vielen Beinen), frühstücken wir in der örtlichen Tanke. Ein Becher Kaffee und irgendwelches kalorien- und zuckerhaltiges Zeug ist das einzige, das wir üblicherweise in Tankstellen ergattern. Aber es füllt die Kammern und mir müssen nicht mit leerem Magen losradeln. 

Alles ist Grau in Grau. Wolken, Dunst, Nebel - aber es ist mild, beinahe warm. Die Wolken hängen so niedrig, dass sie beinahe den Helm berühren. Auf einsamen Landstraßen rollen wir durch das ländliche Louisiana. Eine Fahrt durch Watte. Angie entdeckt natürlich wieder Farben im Einheitsgrau. Auf den ersten Blick nicht zu erkennen: ein Blumenladen in Mamou, LA...


Abgesehen von den unvermeidlichen Hunden eine ruhige Etappe. Wenig Aufregendes, viel Beschauliches und immer wieder dieses absurde Wissen, dass es Ende November ist und wir nach beinahe 4 Monaten immer noch radeln und radeln und radeln. Wenn Angie die Schule tatsächlich einmal vermissen sollte, dann kann sie sich ja an einen der unzähligen Schulbusse anlehnen.




Louisiana ist fast doppelt so groß wie Bayern, hat aber nur etwas mehr als ein Drittel der Einwohner. New Orleans ist vermutlich die bekannteste Stadt Louisianas. Auch Baton Rouge ist vielleicht noch bekannt oder - die Hauptstadt Louisianas - Lafayette. "Am 30. April 1803 kaufte US-Präsident Thomas Jefferson mit dem so genannten Louisiana Purchase die französische Kolonie Louisiana von Napoleon I. für 15 Mio $. Die Vereinigten Staaten verdoppelten damit ihr Staatsgebiet auf einen Schlag, denn das damalige Louisiana umfasste noch große Gebiete des Mittleren Westens. Louisiana wurde am 10. März 1804 in einer förmlichen Zeremonie übergeben. Mit dem Organic Act vom 26. März 1804 wurde mit Wirkung vom 1. Oktober aus dem Gebiet, das südlich des 33. Breitengrades lag, das Orleans-Territorium geschaffen, das im Wesentlichen dem heutigen Louisiana entspricht. Der weitaus größere Teil nördlich des 33. Breitengrades wurde zum District of Louisiana, der 1805 in Louisiana-Territorium umbenannt wurde. Am 30. April 1812 wurde das Orleans-Territorium unter dem Namen Louisiana als 18. Bundesstaat der USA aufgenommen. Um eine Verwechslung zu vermeiden wurde im Juni des gleichen Jahres das Louisiana-Territorium in Missouri-Territorium umbenannt."
(Quelle: Wikipedia.de)

Nach der Heimatkunde noch ein Wort zu "Cajun", ausgesprochen "keɪdʒən" (Keidschen). Seit gestern sind wir nämlich im sogenannten Cajun Country. "Acadiana bzw. Cajun Country ist die jahrhundertealte Heimat der Cajuns, der französischstämmigen Bevölkerung im Süden des US-Bundesstaats Louisiana. Die Cajuns sind Nachfahren im 18. Jahrhundert aus den Atlantikprovinzen Kanadas vertriebener akadischer Franzosen. Ihre Vorfahren stammen aus der ostkanadischen Provinz Acadie (daher stammt auch der Name 'Acadiens', das die englischsprachigen Nordamerikaner später über "Acadians" zu "Cajuns" verballhornten), von wo sie 1755 von den Briten nach deren Sieg im Britisch-Französischen Krieg brutal vertrieben wurden. Viele Überlebende siedelten sich nach mehreren Jahren Irrfahrt in den 1760er Jahren im damals von den Franzosen an die Spanier verkauften Louisiana an, das noch den französischen Gouverneur behalten hatte und über jede Zuwanderung froh war. Später wurde das Territorium wieder französisch und kam durch Napoléon Bonapartes Verkauf, den Louisiana Purchase, 1803 schließlich zu den USA.


Die Cajuns lebten bis in den Beginn des 20. Jh. völlig unberührt von der US-amerikanischen Umwelt und behielten ihre Kultur bei, darunter ihre Musik, die Cajun-Musik, ihren eigentümlichen alten westfranzösischen Dialekt, das Cajun French und die bekannte Cajun-Küche. Mit dem Schmelztiegel New Orleans hat ihre Kultur wenig zu tun. Erst in den 1930er Jahren, als in Louisiana Öl gefunden wurde, kamen die Cajuns mit den Amerikanern in Berührung, wurden in der Folge im Zuge ihrer Anglisierung gezwungen, Englisch zu lernen und zu sprechen. Kinder, die ihr Cajun French in der Schule sprachen, wurden bestraft, als Hinterwäldler betrachtet und wegen ihres fehlerhaften, harten Englischs ausgelacht und verachtet. Erst in den 1970er Jahren erkannte man nach langen Bemühungen seitens der Cajuns den Wert ihrer Kultur an und Französisch wurde in Louisiana zweite Staatssprache."
(Quelle: Wikipedia.de)

Eine Besonderheit Louisianas sind Friedhöfe mit überirdischen Gruften. Dieser Friedhof hier ist eigentlich nur eine Wiese mitten in der Stadt. Kein Zaun drumrum, keine Kirche, keine Kapelle. Einfach nur ein Friedhof mitten in der Stadt, links und rechts Häuser und gegenüber ein Weingeschäft.


Angie hat ein wenig recherchiert. "Der Brauch, überirdische Grabstätten anzulegen, geht zum einen darauf zurück, dass just zu dieser Zeit diese Bestattungsart in Spanien sehr beliebt war und der Governeur von Louisiana ein Spanier war. Ein weiterer und weitaus praktischerer Grund ist der hohe Grundwasserspiegel. Wer ein Grab schaufeln will, wird unweigerlich auf Wasser stoßen. Die ersten Siedler versuchten Steine auf die Särge zu legen, um sie zu beschweren, aber nach dem nächsten Regen konnte es leicht sein, dass der steigende Grundwasserspiegel die Särge aus ihren Gräbern und durch die Straßen trieben. Epidemien in den 1830ern wurden auf die unterirdisch Begrabenen zurückgeführt. Daraufhin hatte man die oberirdische Beerdigung gesetzlich vorgeschrieben. Bis zum heutigen Tag. Die überirdischen Friedhöfe werden auch als 'cities of the dead' bezeichnet. (Quelle: http://www.experienceneworleans.com - adaptiert)"

Zum Schluss noch drei Musikvideos, von denen zwar nur das erste Cajun Musik ist. Aber die beiden anderen passen erstens auch perfekt zu den Südstaaten und sind zweitens aus Filmen, die ich sehr schätze.



Video 2: "Dueling Bajnos" aus dem Film "Deliverance" (dämlicher deutscher Titel: "Beim Sterben ist jeder der Erste") von 1972.  Damals hat man sich noch Zeit gelassen bei Filmen. Ungeduldige spulen bis 2:20 vor.


Video 3: George Clooney, John Turturro und Tim Blake Nelson singen "Man of constant Sorrow" im Film "O Brother Where Art Though"


Till Senn

4 Kommentare:

  1. Gerade war eine Coen-Brüder-Filmreihe auf arte - inkl. "O Brother ...". War natürlich wieder großartig!

    btw: Habt Ihr auch schon "a certain secret society" getroffen? oder "prevented a lynch mob from its duties"? Letzteres: Hopefully!

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  2. Hallo Ihr Eifrigen

    einen Eintrag ohne Kommentar
    geht Gaaarr nich

    Asche auf unser Haupt

    und das Banjo Duell einfach grandios
    und ungeduldig soll man dabei gar nicht werdne

    das steigert sich
    einfach orgiastisch

    aber nun wieder oba vom Gas
    un dmorgen wieder
    Joe's Landkarte
    hier sind wir grad

    Good Luck

    JoeB

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    1. Servus Joe, nach einem internetlosen Tag siehts heute wieder besser aus. Und Du bekommst selbstberständlich Deine Landkarte "(Joe`s map)

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  3. Thank's a lot

    Schöne Woche

    und stabile Wadeln
    wünscht Euch

    JoeB

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