Dienstag, 19. November 2013

Hello Louisiana!

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1.700 texanische Kilometer im Rückblick: ein wasserloser Rio Grande, Radlerhölle "El Paso", Endlose High Desert, ein Prada Shop in der texanischen Wüste, No Country For Old Men, Del Rio, Texas Hill Country, San Antonio, Austin, Navasota.

Heute, am Tag 106 seit unserem Start in Los Angeles haben wir den fünften Bundesstaat unserer Reise quer durch die USA erreicht. HELLO LOUISIANA! Für die Lästerer zuhause ("Da sind andere in 26 Tagen weniger schon einmal um die Welt gereist!" sei in Erinnerung gebracht, dass wir die Tour bislang mehrmals für insgesamt 6 Wochen unterbrochen haben (Ferienhaus in der Anza Borrego Wüste, Tour durch das Canyonland, Besuch bei Maria und Charles in New Braunfels, Zwangsurlaub in Mexiko). Aber was rede ich. Die Lästerer werden lästern. Mühldorf vor, noch ein Tor!

Meine Wade hat die heutigen 70 Kilometer erstmals seit einer Woche ohne jegliches Murren verarbeitet. Ich konnte 70% im Sitzen und mußte nur noch 30% im Wiegetritt radeln. YESSIR! Die Disziplin des Tretens nach einem Metronom (5-3-5 etc.) hat sich ausgezahlt.

Nächster Meilenstein ist jetzt die Überquerung des Mississippi River, der natürlichen Grenze zwischen dem amerikanischen Westen und Osten. In drei, spätestens vier Tagen sollten wir den "mighty river" erreichen. Allerdings kündigten die Wetterleute üble Dinge an. Mehr als 80 Tornados haben in den vergangenen Tagen den mittleren Westen der USA verwüstet und einige Menschenleben gefordert. (Hier klicken für Bericht im Fokus) Jetzt zieht ein Tief aus Kanada langsam nach Süden, das Kälte und Schnee in die USA bringt. Selbst uns hier im tiefen Süden werden die Ausläufer noch streifen. Mit anderen Worten: Es wird wieder kühler und wohl auch nässer. Aber morgen ist morgen und heute ist heute. Und heute durften wir einen traumhaften Südstaaten-Herbsttag mit viel Baum- und Gartenschmuck genießen. Die Baumfotos erspare ich euch, aber nicht den Gartenschmuck. Zweimal hübsch, einmal makaber

Hübsch 1
Hübsch 2
Makaber
Apropos Makaber. Mit Louisiana haben wir nicht nur den fünften Bundesstaat unserer Reise sondern auch das Herz des "Bible Belts" erreicht. Die ersten Anzeichen waren noch in Texas zu spüren, als es pötzlich in den Tankstellen kein Bier mehr zu kaufen gab. Selbst viele Restaurants dürfen nichts ausschenken und manche Städte sind stolz darauf, sogenannte "dry towns" (trockene Städtchen) zu sein. Als tiefgläubiger Atheist, der nach einem Radltag gerne das ein oder andere Gipfelbier trinkt, bin ich im Bible Belt eindeutig hinter den feindlichen Linien. 


In den Kleinstädten oder Dörfern entlang unserer Strecke leben viele Menschen in bescheidenen Verhältnissen. Wir sind an vielen tristen Trailersiedlungen vorbeigeradelt. Aber drei Berufsgruppen scheinen keinerlei Geldsorgen zu haben. Anwaltskanzleien, Bestattungsunternehmen - und Kirchen. Das hier, meine Freunde, ist kein 5-Sterne-Hotel, sondern eine von tausend Kirchen entlang der Straße.


Der "Atlas zur Kirchengeschichte" enthält eine Übersicht über die größeren christlichen Kirchen in den USA. Die GRÖSSEREN! Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die G.R.Ö.S.S.E.R.E.N. Die Hauptäste bilden Orthodoxe, Mährische Brüder, Lutheraner, Wiedertäufer, Zwinglianer, Evangelische Protestanten, Altkatholiken und die Polnisch Katholische Nationalkirche. An den Unterästen, Zweigen und Zweiglein findet man dann alle möglichen und unmöglichen Varianten, von denen jede ihre eigene Weltsicht hat und jede ist davon überzeugt, dass die ihrige richtig sind und die anderen nicht. Mein Favorit: "Reorganisierte Heilige der letzten Tage". 

In - sagen wir China oder Nord Korea - verdammen wir völlig zurecht die systematische Gehirnwäsche und Propaganda in Kindergärten und Schulen als verbrecherisches Tun, wo autorisierte Gehirnwäscher und Propagandisten den Kindern und Jugendlichen täglich Lügen eintrichtern und Angst machen. Aber wenn die Kirchen dasselbe tun, dann ist das Religionsfreiheit. Der Amerikaner Bill Maher ist meines Wissens der militanteste bekennende Atheist in den USA. Er hat den großartigen Film "Religulous" gedreht. Nichts ist entlarvender als die schlichte Wahrheit. Wer des Amerikanischen (relativ gut) mächtig ist, dem empfehle ich die folgenden Auszüge aus Bill Mahers TV-Show zum Thema Religion in den USA. (Radlhans, für Dich ein MUSS. Und für Oli auch.)


Till Senn

4 Kommentare:

  1. http://1.2.3.10/bmi/cdn.webfail.com/upl/img/f85d802ab74/post2.jpg

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  2. Hallo Hermann

    sieht ja beängstigend aus, was DIr da bevorsteht, und mit dem Radl bist dann auch ned so schnell weg, wenn's pressiert.

    zu Eurer Info
    Dieter Hildebrandt ist gestern Nacht verstorben,
    er war einer der Austeilen konnte ohne zu beleidigen
    eine Institution; der hat auch mal dem F J S Paroli geboten
    der Sauhund der verreckte

    das ist im bayerischen das höchste Lob des wo ma kriag 'n koo.

    Lass die Wadeln langsam warm werden, wega de Fasern;

    Alles Gute
    So long
    JoeB

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  3. und das nächste Mal
    nimmst den Karlheinz Deschner mit
    Auflage 500 Stück und verteilst diese
    z.B. Abermals krähte der Hahn
    doch ich fürchte halt, dass der Normale Ami die 800 Seiten gar ned lesen werd, kann oder was weiß ich
    soll jetzt nicht
    rassistisch klingen, aber des ist mei Meinung

    LG JoeB

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