Sonntag, 8. Dezember 2013

2. Advent in Mexiko Beach

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Lieber Radlhans, dieser Blogbeitrag ist nichts für Dich, denn es war ein wunderschöner Tag. Nichts ist schief gegangen, niemand hat mich geärgert, ruhige Straßen, keine Kläffer, keine Pannen, keine Verletzungen. Im Gegenteil, die heutige Etappe präsentierte uns eine schöne Bescherung nach der anderen. Ja ist denn heut' schon Weihnachten? Nein, aber der zweite Advent. Glühweinwetter in Altötting, Badewetter am Golf von Mexiko. 25 Grad, endlose und menschenleere Strände. Und Sonne pur. Der heutige Sonntag ermöglichte uns zum Einstieg eine höchst beschauliche Fahrt durch ein leider radwegfreies Panama City, das während der Woche für Radler zum Überlebenstraining wird. 

Kaum waren wir unterwegs, mußten wir am Bay Park schon wieder die erste Guck-Pause einlegen. Herbstlaub und spanisches Moos schmücken uralte Eichen, die Morgensonne verzaubert die St. Andrews Bay mit Glitzerwasser und auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht lösen sich die letzten Wolkenfetzen auf und die Upper Grand Lagoon schält sich langsam aus dem Dunst. Welch ein Auftakt!




Die Entscheidung, ab Pensacola nicht mehr der offiziellen Route des Southern Tier zu folgen, sondern weiter an der Golfküste entlang zu radeln, war - bis jetzt - ein Glücksgriff. Seit Pensacola Beach kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und Angie zeigt nach wie vor pro Minute auf mindestens 397 Objekte, die ich unbedingt auch sehen muß. Ich habe mir mittlerweile eine zuverlässige Schiel-Technik angeeignet. Das linke Auge guckt 9 Sekunden auf die Straße vor mir, dann 1 Sekunde in den Rückspiegel, dann wieder 9 Sekunden auf die Straße... usw. Das rechte Auge dagegen folgt Angies Zeigefinger und den 397 Objekten pro Minute. Auf diese Weise sehe ich ALLES, wenngleich mir abends immer ziemlich schwindlig ist.

Nach 50 Kilometern erreichen wir "Mexico Beach" mit seinem winzigen "Sunset Park": ein wohnzimmergroßes Paradies. Als hätte man die kleine Park-Bank mit Blick aufs Meer eigens für uns reserviert. Nach zwei Minuten war die Sache entschieden: wir bleiben in Mexiko Beach. Es ist viel zu schön hier, um weiterzufahren. 


Ein paar hundert Meter zuvor ist uns ein kleines und hübsches Hotel aufgefallen, das "Driftwood Inn" (Driftwood = Treibholz). Nomen est omen, denn "driften" hat uns schon oft Erlebnisse beschert, die uns mit einer genauen Vorausplanung vorenthalten geblieben wären. "Driften" bedeutet, dass wir uns treiben lassen, statt vorauszuplanen, Impulsen folgen, spontan umdisponieren, Unbekanntes ausprobieren. Oft wissen wir am Morgen noch nicht, wo wir abends bleiben werden.

Das "Driftwood Inn" erweist sich als die richtige Wahl. Es ist zwar ein wenig teuer, liegt aber direkt am Strand. Was wir zu einem ausgedehnten Strandspaziergang nutzen. Natürlich barfuß! Als Kind habe ich gelernt, dass man nur in den Monaten barfuß gehen darf, in denen der Buchstabe "r" nicht vorkommt. Mai, Juni, Juli, August und - in Florida - Novemba, Dezemba und Janua. Auf unserer einsamen Wanderung sehen wir mehrere Gruppen von Delphinen, die keine hundert Meter vom Strand entfernt herumblödeln. Anders kann man das nicht bezeichnen: Herumblödeln trifft den Nagel auf den Kopf. Ich kann mich nicht sattsehen am Getolle der Tiere und würde am liebsten hinausschwimmen und mitblödeln. Weil das Wasser aber ziemlich kalt ist und ich fürchte, dass sie mich nicht mitspielen lassen - nicht einmal dann, wenn Angie ihnen auf Delphinisch zuruft "Keine Angst, er will nur spielen!" - beschränke ich mich darauf, pro Minute ungefähr 397 mal mit dem Finger aufs Meer hinauszuzeigen. Angie darf es auch mal schwindlig werden.

Unser Zimmer ist voll ausgestattet mit einer Einbauküche. Im örtlichen Lebensmittelgeschäft versorgen wir uns mit dem Wichtigsten: 6-Pack (Hermann), Saft (Angie), Käse (Hermann) und Wurst (Angie), Cheesecake (Hermann) und Eis (Angie). Gemeinsam einigen wir uns noch auf Salat und Aufback-Brot. Dann marschieren wir zurück, machen Brotzeit und vom Balkon unseres Zimmers aus erleben wir diesen Sonnenuntergang:



Halt! Bevor die Nacht über Mexico Beach hereinbricht, lasst mich die Uhr noch kurz um ein paar Stunden zurück stellen. Der Bürgermeister von Mexico Beach hat den Sunset Park (unser Wohnzimmer-Paradies mit der Bank zwischen den Palmen, ihr erinnert euch) mit viel Liebe amerikanisch-weihnachtlich geschmückt. Tagsüber sieht das so aus: 






Abends schaltet der Bürgermeister das Licht ein. Angie war so begeistert, dass sie meinte: "Super! Genial! Toll! Aber das ist selbst mir zu kitschig." Hört, hört...





Till Senn



1 Kommentar:

  1. eigentlich heißt's dann richtig
    FloLida
    weil wer hat's entdeckt
    genau die Schapaaana

    sei Euch vergönnt
    in Muc Fön von Salzburg bis Zugspitz oder no weida
    7° plus naja der narrische Münchner werd
    scho bald wida im Englischen rumlungan
    und die Sonne anbeten

    genießt die Zeit
    und bringt mir eine MEERRAUSCHEMUSCHEL mit in der ein bischen
    MEERSALZ eingetrocknet ist.

    des dadad I ma zu Weihnachten wünschen

    Libe Grüße
    JoeB

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