Sonntag, 22. Dezember 2013

Ich und der Adenauer...

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Vom gestrigen Gegenwind (und der Wettervorhersage für heute) gewarnt starteten wir heute früh, um wenigstens die ersten ein, zwei Stunden bei erträglichem Gegenwind zu radeln, bevor wir dann wieder auf Schneckentempo umschalten. Je höher die Sonne steigt, desto stärker wird der Gegenwind. Das haben wir mittlerweile schon begriffen. Dank Sonntag war der Highway 1 die ersten 40 Kilometer beinahe leer. Heute ist der 22. Dezember und wir radeln bei Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad Celsius. Kaum zu fassen.


Nach 45 Kilometern erreichten wir Titusville. Zeit für die Mittagspause in einem richtigen irischen Pub. 


In Titusville leben ca. 40.000 Menschen. Wo genau, ist schwer zu sagen, aber eines steht fest: nicht in der Nähe des Pubs. Wir waren alleine und um uns herum standen nur verfallene und verfallende Gebäude, als hätten alle Einwohner vor ein paar Jahren beschlossen, einen Ort weiter zu ziehen. Seltsam.

Bei Kilometer 65 begann der Hinterreifen zu schwimmen. Aha, ein Platten. Hinterreifen, was sonst. Ich schob das Rad die letzten 100 Meter bis zu einem kleinen Parkplatz vor einer Reihe von Geschäften. Der Fahrer eines PickUp Trucks steht mit laufendem Motor da und fragt, ob ich Hilfe benötige. Vielleicht einen Ersatzschlauch? Ich winkte dankend ab ("got everything under control, but thank's anyway") und der PickUp fuhr weiter. Angie erklärte mir dann, dass mich der hilfsbereite Mensch überholte, als ich mein Fahrrad auf dem Seitenstreifen Richtung Parkplatz schob, abbremste, in die Straße hinter dem Geschäft einbog, eine Kehrtwende machte und auf den Parkplatz zurückfuhr, wo er mir dann seine Hilfe anbot. Wieder einer dieser vielen, und jedesmal aufs Neue berührenden Hilfsangebote der Amerikaner. Der Platten war ruck-zuck repariert und weiter ging es Richtung Süden.



Unser heutiges Ziel war Cocoa Beach, das unmittelbar südlich von Cape Canaveral liegt. Da werden Kindheitserinnerungen wach. "Ich und der Adenauer" - so begann mein Vater gerne jene Sätze, die ob der erwähnten Autoritätspersonen einem kaiserlichen Erlass glichen, gegen den der gemeine Bürger respektive Sohn keinen Einspruch zu erheben hat. "Ich und der Adenauer haben beschlossen, dass ihr den Apollostart sehen dürft." Apollo und Cassius Clay (später als Muhammad Ali unterwegs) waren die einzigen Gründe, die meinen Vater und Konrad Adenauer dazu bewegen konnten, mich und meine zwei Brüder nachts um 03:00 Uhr fernsehen zu lassen. Bis 1968 starteten alle (bemannten) Weltraumflüge der NASA in Cape Canaveral. Ab dann zog man in benachbarten Raketenbahnhof "Kennedy Space Center", von dem später auch die Space Shuttle starteten.

Der nächste Start ist für den 23. Januar geplant. Eine Atlas V Rakete soll ein paar Satelliten in die Umlaufbahn bringen. Hm... da wären wir eigentlich noch in der Gegend. Grübel.


Till Senn

2 Kommentare:

  1. "Ground control to Major Till ..." - it's a space oddity:

    “Here am I sitting in a tin can
    Far above the world
    Planet earth is blue
    And there’s nothing I can do.”

    Xmas greetings to all the Adenauers out there!

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    1. Servus Hans,

      diesen Tweed hab ich eben erhalten mit der Bitte um Weiterleitung. Mach ich doch gern!
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      Dier Radlhans, sänk ju verri matsch.
      Konrad
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