Donnerstag, 5. Dezember 2013

Hello Florida

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Kräftiger Regen in der Nacht, tief hängende, dichte Wolken und stürmischer Wind am Morgen verhießen nichts Gutes. Aber dann war doch alles halb so wild und am späten Vormittag kam sogar die Sonne durch. Dazu ein breiter Seitenstreifen und Temperaturen um die 25 Grad Celsius... was will man mehr. Höchstens Meer - und davon hatten wir heute wieder jede Menge. Oft drang das Rauschen der Wellen bis an unsere Ohren, während wir gemütlich die Kilometer abspulten. Genial!

Los ging's um 08:00 Uhr. Nach einem 2.000-Kalorien-Frühstück im "Waffle House" machten wir uns träge auf den Weg nach Orange Beach, der letzten Stadt in Alabama. Kurz danach überquerten wir die Staatsgrenze nach Florida, dem letzten Bundesstaat unserer Reise. Angie vollführt einen Freudentanz, weil sie es von Kalifornien bis Florida geschafft hat. Vor 20 Jahren war sie nach 6 Radkilometern platt. Bis zu diesem Schild hat sie nun schon 4.313 Kilometer zurückgelegt. Und wir fahren fast dasselbe Tempo. Meine Hochachtung. Applaus, Herrschaften, Applaus!


Das mit dem "Sunshine State" ist zwar leicht übertrieben, aber die (außergewöhnlich) warmen Temperaturen gleichen die vielen Wolken wieder aus. Kurze Radhose, T-Shirt und trotzdem noch schwitzen: so soll es sein, so wird es aber nicht (lange) bleiben. Egal - bis dahin genießen wir jede Minute über 20 Grad. Und so kalt wie es nach St. Francisville in Louisiana war, wird es hoffentlich nicht mehr werden.

Der Floridaner ist ein farbenfroher Mensch. Er malt alles mögliche an, vorzugsweise jedoch Häuser:



Diese Bunte-Häuser-Bilder entstanden vom höchsten Punkt einer Brücke mit Blick nach Westen (Alabama). Dreht man sich um 180 Grad nach Osten (Florida), sieht man das:


Gemütlich arbeiten wir nach Pensacola voran, wo wir wieder einmal dezent dekorierte Vorgärten bewundern dürfen:





Der Name "Pensacola" klingt nicht so richtig amerikanisch. Wikipedia weiß dazu folgendes zu sagen: "Es gibt zwei Möglichkeiten, den Namen Pensacola zu erklären. Die erste Möglichkeit ist, dass man Pensacola wegen eines Indianerstamms, der in der Nähe wohnte, so genannt habe. Man erzählt sich aber auch dort, dass der Name vom spanischen pensa (der Magen) und colar (trinken) kommt und in dieser Bedeutung auf die Siedler zurückgehe, denen es dort zuerst nicht sehr gut erging und die sich deswegen des Öfteren übergeben mussten."

Pensacola und St. Augustine (beide Florida) streiten sich um die Ehre, die älteste Siedlung der USA zu sein. Auch hierzu hat Wikipedia etwas zu sagen: "Pensacola war die erste Siedlung von Europäern auf dem Gebiet der heutigen USA und wurde bereits 1559 von Don Tristan de Luna und seinen spanischen Siedlern gegründet, der mit sieben Schiffen und rund 1550 Soldaten anlegte. Kurz danach wurde der Ort durch ein starkes Unwetter zerstört. Aus diesem Grund halten viele Menschen St. Augustine, Florida, für den ersten von Europäern besiedelten Ort in den USA." 

St. Augustine hat sich mit folgendem Schachzug den ersten Platz gesichert: "Älteste durchgehend besiedelte Stadt der USA." Ungeachtet dieser geschichtsträchtigen Informationen radeln wir geradewegs durch die Stadt und verlassen anschließend die Originalroute des "Southern Tier". Anstatt dem  Highway 90 zu folgen, bleiben wir der Golfküste treu, biegen nach rechts ab und radeln über eine laaaaaaaaange Brücke, die auf dem folgenden Bild im Hintergrund zu erahnen ist. Die Brücke ist so lange, dass man die Autofahrer dazu ermahnt, den Benzintank auf ausreichende Füllung zur prüfen. Uns genügt 1 Liter Wasser.


Am anderen Ende der Brücke erwartet uns die Stadt Gulf Breeze, der wir jedoch schnöde den Rücken kehren und über eine weitere Brücke nach Pensacola Beach radeln.


Dort checken wir im Motel "Paradise Inn" ein, das mit 59,- Dollar nur halb soviel kostet wie all die Nobelhotels rings um uns herum. Trotz Nebensaison sind die Hotelpreise im "Rimini Floridas" astronomisch. Pensacola Beach wirbt allerdings nicht zu Unrecht mit dem weißesten Sand des Universums. 

Wie es sich gehört, schlafen die Pferde zu Füßen der Cowboys und Cowgirls:


Abendessen gibt's im Freien: 20 Grad Celsius am 5. Dezember, dazu der Blick auf Sonnenuntergangs-Glitzerwasser. Was will man mehr. Nun ja, vielleicht mal wieder saubere Klamotten! Vor dem Abendessen kommen die absolute und mit Abstand längst überfälligen Klamotten in die Waschmaschine, nach dem Abendessen in den Trockner, wo ich Hörbuch hörend dreimal einen Vierteldollar nachwerfe und nach 45 Minuten trockene und duftende Radelklamotten zurück ins Motelzimmer trage.

Ab morgen betrete ich Neuland. Die nächsten 500 bis 600 Kilometer weichen wir von der Originalroute ab. Statt dem hügeligen Highway 90 durch das Landesinnere zu folgen, folgen wir weiter der Golfküste. Laut Google Earth reicht der Seitenstreifen. Was aber auch die höchste Auflösung nicht zeigen kann: ist der Seitenstreifen befahrbar oder mit "rumble strips" versehen? Werden wir herausfinden. Keine Ahnung, was wir tun, wenn es rumble stips sind. Zurück geht nicht (Zeit), vorwärts aber auch nicht. Nun ja, Probleme gilt es zu lösen, wenn sie auftreten. Die Pläne B und C habe ich bereits, hoffe aber, dass ich sie nicht brauche.

Till Senn

4 Kommentare:

  1. Applaus für Euch beide, insbesondere für Angie! (Bei mir müsste man den Tausenderpunkt bei der Entfernung gegen ein Dezimalkomma austauschen: 4,313 km würde ich wohl schaffen ...) ;-)

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  2. Applaus, Applaus!
    und noch einen dazu für den Blogautor, der sich nach getaner Arbeit (?) immer noch die Finger wund tippt, während sich andere der Maniküre hingeben ;-)
    Radl-Be
    PS: und wann kommt jetzt die Kajakspritzdecke zum Einsatz?


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  3. Hi Hermann

    nur für den Fall dass man Euch demnächst fragt:
    Was haltet Ihr von der Auswahl zur WM in Brasil
    Germany vers USA
    und genießt die Sonne
    bei uns bläst Xaverl ums Eck
    ned des wahre zum outdoor Radln
    aber bald werden die Tage bei uns auch wieder länger
    und Ihr erholt Euch hoffentlich am Meer mit
    Rückenwind

    Liebe Grüsse
    JoeB

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